Ogi Nuur

"see the world with your own eyes"

Berichte meiner Südamerika Fahrradtour 2007-2009

18.06.2008 - Der lange Weg nach Salta

In Mendoza angekommen traf ich Martin (England) und Michael (USA) wieder. Die beiden Radler hatte ich in Pucon kennengelernt und wir hatten dort schon darüber gesprochen, vielleicht zusammen weiter in Richtung Norden zu fahren.

Da die beiden aber schneller aus Pucon verschwunden waren als ich - musste mich ja erholen - wurde dieses Vorhaben dann doch bis Mendoza verschoben.

Sie kamen einen Tag eher in Mendoza an als ich und dabei waren Sie noch paar Tage länger in Santiago als ich. Hatten aber das Pech, dass der Pass ein paar Tage geschlossen war. So holte ich etwas auf.

Soweit die Vorgeschichte zu den nun folgenden 2 Wochen die wohl zu den abwechslungsreichsten und ungewöhnlichsten in meiner Radlergeschichte zählen werden.

Dies hatte zum einen damit zu tun, dass ich zum ersten Mal ernsthaft eine Reparatur am Rad vornehmen musste. Zum anderen die Dinge, welche sich so zufällig ergaben. Aber der Reihe nach.

Nach 2 Tagen verliesen wir also schon wieder Mendoza und es ging sportlich los in Richtung Salta. Am 1. Tag sagenhafte 120km.

Der 2. Tag war für mich dann nach 40km beendet. Ich hörte nur noch ein schleifendes Geräusch am Hinterrad. Es war die Felge die an der Bremse schleifte. Dem war weder ein Schlagloch noch sonst etwas anderes vorausgegangen. Die eine Seite der Felge war einfach aufgerissen. Unglaublich und das bei so einer nicht ganz billigen Felge (Mavic 721)!!

Was also machen? Wir waren glücklicherweise in der Nähe einer Stadt und so stoppte ich ein Auto. Das brachte mich und das Rad zu einem Fahrradladen. Es war natürlich Siesta und wir mussten 2 Stunden warten. Zu allem Übel hatte der Laden aber keine Felge für mich. Wer konnte den ahnen, dass eine 32-Loch Felge hier nicht ganz so üblich ist?

Aber kein Problem. Wir wurden an einen Laden 6km weiter verwiesen und ich kaufte die einzig verfügbare 32-Loch Felge. Deshalb zierte von nun an eine rote Felge mein Hinterrad.

Während ich mein Rad reparieren lies, waren Martin und Michael losgezogen einen Zeltplatz suchen. Einen Platz zum zelten hatten sie nicht gefunden, dafür aber Pastor Victor getroffen. Der lies uns für diese Nacht in einem Raum der Kirche schlafen und meinte nur - Morgen könnt ihr nicht gleich los, da ich eine Tour und ein Mittagessen für Euch geplant habe - Hee?

So starteten wir am nächsten Tag zu einer 2 stündigen Tour mit anschliesendem Asado bei seinen Freunden Raul und Marta. Selten hatte ich soviel Fleisch auf einem Grill gesehen und das einfach so!! Der Grund für all dies war, dass Pastor Victor auch ein begeisterter Radler ist, oder vielleicht war.

Wenn man einmal eine "Audienz" bei der Kirche hatte wird man irgendwie weitergereicht. So verwunderte es nicht, dass wir 2 Tage später in der Stadt Jachal wieder ein kirchliches Quartier beziehen konnten. Diesmal bei Pastor Orlando.

Weiter ging es mehrere Tage im alltäglichen Trott. Fahren, Essen, Schlafen. Da die Tage nicht mehr so lang und die Nächte teilweise recht frisch waren, kamen wir nie vor 9 Uhr aus dem Schlafsack. Es war aber egal, wir schafften trotzdem einige Kilometer pro Tag. Aber Salta wollte einfach nicht näher kommen.

Wenn man so vor sich in fährt und das nächste Ziel nicht näher kommen will, entstehen mitunter recht kuriose Ideen. Zum Beispiel. Lasst uns doch einfach 24 Stunden durchfahren, dann sind wir schneller da!!

Eine nette Idee, welche dann auch in etwas flacherem Terrain ausprobiert wurde. Es gab damit nur ein Problem. In der Nacht wurde es schweinekalt.

So brachen wir diesen Versuch Nachts um 2 Uhr an einer YPF Tankstelle in der Stadt Belen ab. Ein weiterer Grund war noch, dass Michael in dieser Nacht 4 Platten hatte und auch nicht mehr wollte.

Was macht man aber um 2 Uhr in einer kleinen Stadt? Ganz einfach. Es kam ein Mann vorbei geschlendert der uns fragte ob wir ein Hotel suchten. Wir gaben nur zu verstehen wir haben Zelte und brauchten nur einen kleinen Platz. Kein Problem, sagte der Mann. Gleich um die Ecke sei ein kleiner Park da könnten wir unsere Zelte aufbauen. In der Stadt? Ja sagte er, kein Problem. Er sei der Tourismusmanager und das ginge schon klar. Ach so! Und das einfach so des Nachts um 2 Uhr. Problem gelöst.

Weiter ging es immer der Ruta 40 entlang bis Cafayate. Mit so diversen Schotterabschnitten und einem 2300m Pass. Die Stadt Cafayate war dann nach 12 Tagen so der Ort wo zum Endspurt angesetzt wurde. Waren ja nur noch 189km.

Die letzte Nacht verbrachten wir auf einer Estanzia da weit und breit kein geeigneter Platz zum zelten vorhanden war. Diese Gegend ist recht grün und es hat jede Menge Felder wo man sich nicht einfach drauf stellen konnte. Die Felder waren noch nicht abgeerntet.

Nach 14 Tagen rollten wir dann endlich nach Salta hinein. Wir hatten eine Adresse einer weiteren "Casa de Ciclista". Es war aber eher eine Entäuschung. Wir wurden mehr oder weniger abgewimmelt und Infos zu unserer weiteren Route gen Norden waren auch nicht wirklich zu bekommen. So zogen wir paar Strassen weiter in das Hostel Yatasto von Hector und seiner Familie ein. Ein wesentlich freundlicherer Platz.

Wie müssen wir wohl ausgesehen haben als wir vor Hectors Tür standen. Nach 2 Wochen ohne Dusche und immer noch in den gleichen Klamotten wie wir Mendoza verlassen hatten.

Ja, auch das kann Radfahren sein. Punkt!