Mals

"see the world with your own eyes"

Berichte meiner Frachtschifftour 2015

15.06.2015 - 7. Tag

Da an Bord die Uhren nicht umgestellt werden, merkt man schon, dass wir ein ganzes Stück weiter südwestlich sind. Die Sonne geht jetzt so zwischen 6-7 Uhr auf. Die kanarischen Inseln sind eine Stunde voraus.

Ich habe irgendwie die letzte Nacht nicht so ruhig geschlafen. Bin auch 1-2 mal in der Nacht aufgewacht. Muss wohl am leicht hin und her rollendem Schiff gelegen haben.

Bis jetzt war der Atlantik eher wie ein ruhiger See. Die Wellen sind auch jetzt noch nicht hoch. Vielleicht ist es auch einfach nur die Richtung der Wellen, welche das Schiff nun mehr rollen lassen.

Frühstück wie immer kurz vor 8 Uhr.

Kleine Episode zum Frühstück.

Da Fernandos Wache 8 Uhr endet, sitzt er immer eine Weile mit uns beiden Passagieren am Tisch. Man kann schon sagen, dass er mehr redet als andere Besatzungsmitglieder. Ist ja auch nicht schlimm.

Heute haben wir aber den Fehler gemacht und Fernando so richtig in Erzähl Laune gebracht. Nein, irgendwie hat er sich selbst dahin gebracht. Wir sind nur noch die Passagiere in einem fahrenden Zug.

Keiner von uns beiden Passagieren traut sich so richtig Ihn in seinem Monolog zu unterbrechen. Zustimmendes Kopfnicken ist völlig ausreichend. Irgendwie steigert er sich in das Thema auch immer weiter hinein. Es geht um die Art und Weise der Erziehung von Kindern. Ist ja voll mein Thema.

Nach einer gefühlten Ewigkeit fasse ich dann doch den Entschluss des Aufbruchs. Es war eher ein höflicher Abgang. Ich glaube Beatrice ist nicht unglücklich darüber, dass ich den Anfang mache.

Es gibt Themen, da lässt es sich gut mit Fernando darüber reden, aber manchmal... Warum sind eigentlich immer nur wir beiden Passagiere die letzten Verbliebenen am Frühstückstisch, welchen er sich widmen kann? Hat uns der Rest der Crew etwas voraus?

Der weitere Tag ist wieder dem intensiven Lesen gewidmet. Auch die Fotomotivsuche auf dem Schiff soll nicht zu kurz kommen. Bei dem blauen Himmel und jetzt auch immer intensiver blau werdenden Wasser.

Durch Zufall haben wir schon kurz vor dem Abendessen Glück und es kommen Delphine an der Bugwelle vorbei. Es ist eine Gruppe von 6-7 Tieren. Durch das permanente wegtauchen sind sie schwer zu zählen. Zwei von Ihnen reiten die Bugwelle einige Minuten. So schnell wie Sie gekommen sind, sind Sie aber auch wieder verschwunden.

Nichtsdestotrotz kann man doch fast den gesamten Abend wieder am Bug abhängen und schauen und quatschen.