Stamsund

"see the world with your own eyes"

17.06.2015 - 9. Tag

Der Kapitän meinte gestern Abend noch, dass wir Teneriffa vor 8 Uhr sehen werden. Somit 7 Uhr aufgestanden.

Wieder gefühlt mitten in der Nacht, da es noch kein Tageslicht gibt. Die Nacht war auch wieder etwas unruhig. Ich rollte die halbe Nacht im Bett hin und her.

Der Sonnenaufgang auf der Brücke - mit Blick auf die Insel - macht die holprige Nacht schnell vergessen. Wie ein kleines Kind steht man da auf der Brücke und schaut fasziniert auf die Insel, den Vulkan und die erleuchtete Stadt. So groß hatte ich Santa Cruz de Tenerife gar nicht in Erinnerung? Ok, 1995 ist auch schon eine Weile her.

Der Lotse kommt kurz vor der Hafeneinfahrt an Bord und schneller als gedacht parken wir perfekt zwischen zwei anderen Schiffen.

Der Hafen ist eher überschaubar klein. Hinter uns steht ein Schwesterschiff der Reederei. Die OPDR Tanger. Diese ist aus Las Palmas de Gran Canaria gekommen und fährt dann nach Agadir weiter.

Durch die vielen interessanten Dinge muss das Frühstück etwas warten. Danach steht wieder Lesestunde auf dem Plan. An Deck - wie immer - auf der Bank unter dem Rettungsboot.

Nach einer extra großen Abschiedsportion Eis als Nachtisch verlässt Beatrice heute das Schiff. Das lässt sich die Mannschaft nicht nehmen.

So gegen Mittag geht dann auch das Be- und Entladen unseres Schiffes los. Tagebuch schreiben ist heute in der Kabine am angenehmsten, da es an Deck jetzt wirklich brutal warm ist.

Hier in Teneriffa könnte ich auch für ein paar Stunden in die Stadt fahren. Aber warum? Aus dem Hafen raus laufen geht so einfach nicht. Alles zu weitläufig und einfach planlos umherfahren. Nö.

Ich kultiviere lieber weiter den wiedererlangten Müßiggang. Es war ein hartes Stück Arbeit da wieder hin zu kommen! Mit einem Tag ist da nichts gemacht.

Nach 15 Uhr verlassen wir Teneriffa Richtung Gran Canaria. Der Lotse kommt wieder nur kurz an Bord. Eigentlich ist das hier nicht wirklich nötig. Der Hafen ist so was von klein. Man biegt nur um eine Ecke und das offene Meer ist erreicht.

Kaum sind wir auf dem offenen Meer ist draußen sitzen nicht mehr möglich. Der Wind legt richtig zu. Von der Seite kommen heftige Böen und Salzwasser lernt tropfenweise Fliegen. Somit wieder für eine Weile lesen in der Kabine angesagt.

Gran Canaria kommt nach gut 2 Stunden in Sicht. Von Weitem, oh mein Gott. Der Spruch hat wohl von Fernando abgefärbt! Hier soll ich jetzt noch 3 Tage bleiben.

Hässlicher kann der Anblick der Insel nicht sein. Von Gewächshäusern zugepflasterte Berghänge. Die Landenge von Las Palmas de Gran Canaria, mit Beton übersät so weit das Auge reicht.

Da kommt mir die Aussage vom Kapitän wieder in den Sinn, welche er in einem Plausch nach dem Mittag mal so nebenbei tätigte:
"Dann fahr doch einfach weiter mit uns mit."

Aber, der Ausstieg aus dem Hamsterrad ist nun mal zeitlich begrenzt und das heißt dann, noch 3 Tage Las Palmas de Gran Canaria, dann Rückflug und am nächsten Morgen wieder arbeiten.

Ich muss mich ja nicht gleich in diese Ansammlung von Zivilisation stürzen und kann die kommende Nacht im Hafen von Las Palmas de Gran Canaria noch an Bord bleiben.

Damit passt auch meine Planung wieder perfekt. Das Hotel hatte ich im voraus erst für Morgen bis Sonntag gebucht. Manchmal läuft es einfach.

Den Abend verbringe ich somit an Bord. Der Job des Buch Lesens ist noch nicht abgeschlossen. Auf dem Muster Deck im Klappstuhl und im Windschatten der Aufbauten des Schiffes das Buch zum Ende gebracht.

Man hält es wirklich nur im Windschatten aus. Der Wind ist so was von kalt. Ich habe nicht das Gefühl mich auf den Kanarischen Inseln zu befinden.

Teile der Crew sind in die Stadt ausgeflogen, da am Abend noch nichts entladen wird. Es soll erst Morgen losgehen. Gegen 23 Uhr beende ich den Tag.