Nyksund

"see the world with your own eyes"

17.02.2008 - Fitz Roy

Juhu, nach El Chalten sind es nur 220km. Denkste Juhu. Caroline und Maurits hatten mich schon vorgewarnt. Caroline war das erste Stück von El Chalten kommend in 2 Stunden gefahren. 90km wohlgemerkt!

Da konnte ich mir schon denken, was da auf mich zukommen würde. Mache aus 2 Stunden einfach mal 2 Tage. Vorwegenommen, es war dann auch so.

Aber zuerst musste ich von El Calafate wieder 30km zurück zum Abzweig nach El Chalten. Die gesamte Strecke zwischen El Calafate und El Chalten war - bis auf 2 Baustellen (30km und 15km) - mittlerweile voll geteert, so dass man wenigstens kaum noch geholper hat. Nichtsdesdotrotz, der Wind blieb.

Auf den ersten 100km störte der Wind nicht wirklich. Da hatten es die mir nun zahlreicher entgegenkommenden Radler deutlich schlechter getroffen. Es wurden ab jetzt auch wirklich mehr Radfahrer.

Hatte man weiter im Süden noch bei jedem angehalten und einen kurzen Plausch gehalten, beschränkte es sich jetzt meist auf einen Gruss während der Fahrt. Wenn Dir teilweise bis zu 8 Leute pro Tag entgegenkommen, würdest Du einfach nicht mehr vorwärts kommen.

Wie gesagt, bis 90km vor El Chalten ging es gut voran. Aber ab dem Abzweig - wo die Strasse einen 90 Grad Knick machte - fuhr man voll gegen den Wind.

Kein Baum, kein Strauch. Es war wieder Pampa angesagt! Mittlerweile hatte ich aber gelernt, einfach nicht drüber nachzudenken und nur noch zu treten. Ich weis nicht wie ich es erklären kann. Vielleicht ist es eine Art "stumpfsinniger Autopilot" oder legt man irgendwie einen Schalter um. Keine Ahnung. Die Methode funktionierte jedenfalls recht gut.

Wenn man anfangen würde darüber nachzudenken, wieviele Kilometer noch vor einem liegen beziehungsweise wie lange man hochgerechnet dafür noch benötigt, würde man wohl Irre werden. Schon die nächste Windböe liese die soeben gemachte Hochrechnung mental zerplatzen wie eine Seifenblase, weil genau diese Windböe einen quasi zum Stillstand gebracht hatte. Man musste sich einfach einreden, "irgendwann komm ich an".

Hatte ich die meiste Zeit der Strecke viel Sonne, erwartete mich das nächste Tal - in dem El Chalten lag - mit Regen und 10Grad. Was für eine Änderung.

Was macht man in einem Wandergebiet wenn die Wolken tief hängen und man eigentlich nichts sieht. Trotzdem wandern! Den Fitz Roy hatte ich schon aus über 100km Entfernung sehen können. Er ragt einfach riesig aus dem Felsmassiv heraus, aber nun "nada".

Am selben Tag waren auch Nathalie, Nicholas und Nina in El Chalten angekommen. Sie waren auch mit Rädern unterwegs und hatten für die Strecke El Calafate - El Chalten aber den Bus genommen. Ich hatte die 3 schon auf dem Zeltplatz in El Calafate kennen gelernt. Die kleine Nina (3 Jahre) sass im Anhänger und Papa musste kräftig treten.

Trotz vieler Wolken - zum Glück regnete es nicht mehr - machten wir 4 eine Wanderung zur Laguna Torre. Von dort aus sollte man normalerweise eine gute Aussicht auf das Bergmassiv haben. Hatten wir aber nicht. Trotz der nicht wirklich guten Aussicht, machte diese Tageswanderung aber echt Spass. Ringsum die Berge voll mit Neuschnee vom Regen des Vortages und auch sonst konnte man einfach viel Natur bestaunen. Man muss nicht immer den perfekten blauen Himmel haben.

Den nächsten Tag nutzte ich, um Informationen für meinen weiteren Weg zu besorgen. Grob wusste ich schon wie. Ich musste aber Abfahrtszeiten klären. Um zum Startpunkt der "Carretera Austral" zu gelangen, musste man 2 Fähren bzw. Boote benutzen. Es ist schon ein etwas mühsamer Anfang dieser Strasse, aber Sie soll ja so schön und zugleich anspruchsvoll sein.

Nach El Chalten musste man den "Lago del Desierto" überqueren und die Grenze nach Chile passieren, um dann mit einem weiteren Boot nach Villa O'Higgins zu gelangen.

Die Abfahrtszeiten liesen sich dann doch recht schnell und einfach klären. Da das nächste Boot nach Villa O'Higgins erst in 5 Tagen ging, konnte ich in El Chalten noch einen weiteren Tag etwas wandern, bevor ich in Richtung "Lago del Desierto" aufbrach und mit dem täglich verkehrenden Boot ans Nordufer des Sees wechselte.

Dort war nur die Polizei- bzw. Grenzstation der Argentinier. Man bekam dort seinen Ausreisestempel. Neben der Grenzstation konnte man zelten und hatte - was ich vorher nicht wusste - wohl den besten Ausblick auf den Fitz Roy. Direkt aus dem Zelt raus und man musste dafür nicht einmal einen Berg hochklettern.

Und nun fing Sie also an, die "Carretera Austral". Der Abschnitt Südamerikas, wo alle Radfahrer nur von schwärmen. Ich vielleicht auch? Die Strasse selbst ging am See noch nicht los, aber warum sollte man mit seinem Fahrrad nicht mal einen Wanderweg lang gehen/klettern.

Dies wird aber das nächste Kapitel meiner Reise.