Stamsund

"see the world with your own eyes"

10.06.2015 - 2. Tag

Man sollte es nicht glauben, aber der Zug kommt fast auf die Minute genau an. Plötzlich habe ich noch Zeit.

So gehe ich in der Bahnhofshalle zum DB Reisezentrum, um die Reklamation des Schlafwagens gleich los zu werden. Wie ich erstaunt feststelle, wird der Fall sofort erledigt und mir die Differenz gleich in bar erstattet.

Mit einigen Euros mehr in der Tasche wandere ich aus dem Bahnhof raus. Einen Teil des unverhofft wieder erhaltenen Geldes investiere ich gleich am Bahnhofsplatz bei der Bäckerei Junge in ein reichhaltiges Frühstück.

Gegen 9 Uhr schlendere ich wieder kurz über den Bahnhofsplatz zum Taxistand.

Dem Taxifahrer klar zu machen wo ich hin will gestaltet sich etwas kurios. Als ich Ihm den Namen des Fracht Terminals (Buss-Hansa-Terminal) und der Straße (Am Travehafen) nenne, schaut er mich nur verwundert an. Ist vielleicht mein Sächsisch mit mir durchgegangen und der ältere türkische Mitbürger hat nichts verstanden?

So nehme ich einen weiteren Taxifahrer mit ins Boot, um Licht ins Dunkel zu bringen. Warum verstand der eine Taxifahrer nur Bahnhof?

Jeder der in den Hafen will, sagt einfach nur die Nummer des "Schuppens". So werden wohl die einzelnen Lagerbereiche im Hafen genannt. Eine "Schuppen" Nummer habe ich auch und so kann es denn doch noch Richtung Schuppen 80 losgehen.

Nach den anfänglichen Schwierigkeiten wird es doch eine recht unterhaltsame Fahrt bis zum Liegeplatz des Schiffes. Dort zu Fuß oder per öffentlichen Verkehrsmitteln hin zu kommen ist eher umständlich.

Die Fahrt vergeht recht schnell und nach kurzem Hallo beim Schuppen Pförtner - der will nicht mal meinen Ausweis sehen - chauffiert mich der Taxifahrer direkt bis ans Schiff. Alles nett klein hier. Erinnerte mich an Puerto Limon.

26€ wechseln den Besitzer und so stehe ich vor der Gangway des Schiffes.

Irgendwie ist niemand auf dem Schiff zu sehen. So frage ich erstmal bei der Lademannschaft an Land nach, ob ich einfach so an Board gehen kann. Die meinen, da wäre schon irgendwo jemand auf dem Schiff. So also die Gangway hoch und in die erst beste Tür rein.

Da war ich dann auch gleich richtig. Lande direkt in der Offiziersmesse. Der Master Krzysztof (Polen) begrüßt mich. Dann saßen da noch 2 Passagiere. Ein älteres Ehepaar aus Köln, welches aber schon im Gehen begriffen war. Waren quasi meine Vorgänger. Des weiteren war da noch der Chief Officer Fernando (Spanien).

Es ist auf Anhieb eine sehr sympathische Truppe. Man fühlt sich willkommen und es war alles ungezwungen. Da nimmt man es auch gelassen, dass ich mich in der Offiziersmesse gleich mal auf dem Sitzplatz vom Master niederließ. Gleich so ein Schnitzer am Anfang!

Ich unterhalte mich noch eine Weile mit dem Ehepaar. Diese hatten die ganze 3 Wochen Runde gebucht. Wie Sie mir erzählen, seien Sie schon öfters mit der Reederei OPDR und auch mit Master Krzystof unterwegs gewesen. Lustig ist auch zu erfahren, das Sie gleich die beiden Kabinen gebucht hatten, so waren Sie die einzigen Passagiere.

Rein preislich ist das auch gar nicht so viel Unterschied, da man bei Doppelbelegung 90€ und bei Einzelbelegung 100€ pro Person und Tag bezahlt. Da scheint die Kabine wohl preislich eher die Nebensache zu sein. Die beiden plaudern dann noch etwas aus dem Nähkästchen, ohne aber zu klugscheißerisch zu sein.

Kurz darauf machen Sie sich aber auf dem Heimweg. Sie hatten Ihr Auto hier auf dem Terminalgelände in einer Tiefgarage geparkt. Auch sehr interessante Variante. Wusste gar nicht das dies so geht.

Ich erfahre das noch ein weiterer Passagier mit an Board kommt. Da bin ich ja mal gespannt!

Zwischendurch kommt noch der Chief Engineer Roberto (Kuba) hereingeschneit. Ein Urgestein wie es im Buche steht.

Nach gut einer Stunde kann ich auch schon in meine Kabine einziehen. Da sich die beiden Passagierkabinen auf dem C-Deck befinden, läuft mir auch der andere Passagier, in dem Fall die Passagierin über den Weg. Beatrice (Schweiz) war schon gegen 8 Uhr hier auf dem Schiff angekommen und hatte die Zeit auf der Brücke verbracht.

Ist Ihre erste Reise auf einem Frachtschiff und Sie wird bis Teneriffa mitfahren. Sie war Gestern schon mit dem Nachtzug von Basel gekommen und hatte so etwas Zeit sich Hamburg anzuschauen. Diese Zeit hatte ich leider nicht.

Es dauert auch nicht lang und es gibt Mittag. Die Küchen Crew, Ronald und Marlon (Philippinen), serviert einfaches und leckeres Essen. Ist halt ein Frachtschiff ohne Schnick Schnack. Alles praktikabel wie in einer Werkhalle. Deko etc. braucht man ja auch nicht.

Derweil wird weiter fleißig das Schiff beladen. Es soll gegen 14 Uhr losgehen. Irgendwie tauchen aber immer wieder neue Container auf und der Deutsche Lotse wird wegen der Verzögerung etwas muffelig. Komplett unentspannt. Er beruhigt sich aber wieder, als er erfährt das sein Anschlussjob von einem anderen Kollegen übernommen wird.

Los geht es dann gegen 14:30 Uhr. Gemütlich tuckert das Schiff vom Terminal raus auf die Elbe. Erstaunlich wenige Frachtschiffe. Dafür aber viele Ausflugsdampfer.

Vorbei an schönen Stadtstränden und dem noblen Villenviertel Blankenese. Sieht aus als würden die da alle in Einzelhaft leben.

Als es Dunkel wird sind wir dann schon aus der Elbe raus und auf dem Weg in Richtung nächstem Zwischenstopp Rotterdam. Das sollen wir laut Plan morgen Mittag erreichen. Somit in Ruhe ausschlafen und am Vormittag die Einfahrt nach Rotterdam genießen.